Die NATO will jetzt endlich, so richtig dolle den Krieg gegen die Taliban gewinnen, schreibt die Tagesschau. Und unsere großartige Bundesregierung hat sechs Tornadobesatzungen (plus Tross) dazu verurteilt, dabei zu helfen.
Was genau wollen wir da? Wenn die Afghanen ein Land ohne Taliban wollen, werden sie dafür einstehen und selbst darum kämpfen - das alles ist aber in jedem Fall nicht unsere Sache. Ich sehe nicht ein, wieso wir Soldaten und Geld ausgerechnet für diesen Konflikt einsetzen sollen - es gibt auch andere Kriege auf der Welt, die uns merkwürdigerweise nicht die Bohne interessieren. Die Amerikaner wurden von ihrem Präsidenten dazu angestiftet, sich am afghanischen Bürgerkrieg zu beteiligen, mit dem Argument, dass ja die Al Qaida da ihre Basis habe und die wiederum Schuld sei an Nineeleven und daher sei das sozusagen ein Verteidigungskrieg... wir erinnern uns. (Und ich erinnere hier auch weiterhin gerne daran, dass das eigentliche Ziel des NATO-Angriffs auf Afghanistan, die Auslieferung Osama Bin Ladens, grandios gescheitert ist).
Nun hat sich längst eine neue Regierung gefunden, die Afghanistan beherrschen soll. Aber was macht die?
Ja, die Taliban gibt es auch noch, und offensichtlich haben sie keinen Mangel an Nachschub, besonders beim Personal (2000 Selbstmordattentäter für eine einzige Offensive? Da wären ja selbst die Selbstmordfliegerstaffeln der Japaner im zweiten Weltkrieg neidisch geworden... oder fast.). Man fragt sich, woher all die jungen Männer kommen, die so bereitwillig krepieren möchten.
Wie dem auch sei, Tatsache ist, dass es die Aufgabe dieser afghanischen Regierung ist, die Taliban zu besiegen. Sie ist nicht stark genug dafür? Dann wäre es Sache der Afghanen sie stärker zu machen. Das wollen die nicht? Schade. Nur, wieso interessiert uns das mehr als, sagen wir, der Bürgerkrieg an der Elfenbeinküste?
Die Wahrscheinlichkeit, dass dahinter ganz andere Überlegungen stehen als ein nierenkranker Bauingenieur aus Saudi-Arabien, dürfte ziemlich nahe bei 1 liegen. Ein Blick auf die Karte verrät uns (nichts neues, wenn wir bemerken), dass Afghanistan und Irak jeweils an den Iran grenzen. Ein "freundliches" Regime in Afghanistan ebenso wie im Irak wäre schon praktisch, wenn man dem Iran drohen will. Und dass die USA unter Bush das gerne können möchten, ist wohl höchst unumstritten.
Ja, ich weiss, der
PNAC-Komplex ist auch nichts neues. Aber man muss sich das ins Gedächtnis rufen: Letzten Endes kämpfen (und womöglich sterben) die Tornado-Besatzungen dafür, damit strategische US-Interessen, betrachtet durch die Brille von unverhohlenen Imperialisten, in der Region durchgesetzt werden können. Letzten Endes also für, man kann es schwerlich anders formulieren,
irgendeine Schacherei an irgendeinem Verhandlungstisch in Brüssel, Berlin oder Washington.
Das kann ein paar an sich nette Leute den Kopf kosten. Afghanistan ist dafür bekannt, fremde Mächte nicht lange zu dulden. Wie schon Theodor Fontane 1859 schrieb:
Die hören sollen, sie hören nicht mehr,
Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Einer kam heim aus Afghanistan.
Hoffentlich sind es diesmal wenigstens zwölf.