...schrieb einst ein norddeutscher Dichter als Titel seines Romans. Der Name dieses Poeten war Johann Wilhelm Kinau. Sein Künstlername aber lautete Gorch Fock. Er fiel später als einfacher Matrose in der Seeschlacht vom Skagerrack.
Nach ihm wurden zwei deutsche Segelschulschiffe benannt - das Schiff, auf dem auch ich damals als Kadett den obligatorischen Lehrgang absolvieren musste, erhielt seinen Namen von einem, das zwanzig Jahre vor der Taufe des heutigen Schiffes (das war 1958) bereits die Nazis in Dienst gestellt hatten.
Der geneigte Leser mag sich erinnern, dass vor zwei Monaten allerlei Vorwürfe über unmenschliche Behandlung der Kadetten an Bord und schwerwiegende
Sicherheitsprobleme die Runde machten, nach dem eine Kadettin aufs Deck gestürzt und gestorben war. Daraufhin gab es einen enormen Medienrummel, der Kommandant wurde mal eben vom Medienverteidigungsminister Guttenberg kalt gestellt, und eine Untersuchungskommission befasste sich mit den Vorwürfen. Dessen Bericht ist nun fertig gestellt.
Ich habe diesen Bericht noch nicht im Netz gefunden; doch die Medien berichten (natürlich nur unter "ferner liefen", was sicher nicht nur mit den Ereignissen in Japan zu tun hat) darüber. Fazit: Alles halb so wild, dem Kommandant ist nichts vorzuwerfen, hie und da hätte man etwas besser machen können (und das stimmt natürlich immer). Außer Spesen also nichts gewesen.
"Nichts" stimmt aber nicht. Der Kommandant wurde durch den Verteidigungsminister sehr ungerecht behandelt, und natürlich wird ihn das negativ beeinflusst haben. Vier Offizieranwärter werden wohl keine Offiziere werden, aufgrund "charakterlicher Nichteignung". Ein Lehrgang musste abgebrochen werden und fehlt den Kadetten nun in ihrer Ausbildung (aber nicht sehr). Und die deutsche Öffentlichkeit hatte immerhin etwas Gelegenheit, sich mal ordentlich aufzuregen - je nach persönlichem Meinungslager über die unmenschlichen Militaristen oder über die weinerliche Jugend von heute.
Durch den Ministerwechsel wird es wohl aber nicht zu einem Abschneiden des alten Zopfes "Segelschulschiff" kommen. Das finde ich persönlich bedauerlich, einfach, weil das Schiff unnötigerweise Geld kostet, das anderswo besser verwendet wäre. Klar hat auch mich jener Lehrgang damals persönlich weiter gebracht, doch war ich immer schon überzeugt, dass das auch billiger gegangen wäre. Die ganze Affäre war ärgerlich und infantil; hätte sie zur Folge gehabt, dass Bundesmittel effizienter verwendet werden, in dem wir aufhören, Offizieranwärtern im 21. Jahrhunder das Segeln beizubringen (wovon die Gorch Fock nur der eine Teil ist; der Marineschule Mürwick ist ein echter Yachthafen beigeordnet), dann wäre sie wenigstens nicht völlig nutzlos gewesen.
Dass Offizieranwärter heutzutage nichts mehr taugen, ist schon seit der Antike bekannt. Auch ich habe mir nicht verkneifen wollen, auf Facebook den einen oder anderen Witz über Leute zu reissen, die plötzlich merken, dass ihr Job auch mal gefährlich sein kann und dann einen Rückzieher machen wollen. Dass man die vier Kadetten aber gleich ihren Beruf nicht mehr ermöglicht, anstatt ihnen die Chance auf einen Lerneffekt zu geben, finde ich dann doch übertrieben, zumal der Marineoffizierberuf abseits der Romantik nicht besonders attraktiv ist und wir froh sein können, überhaupt Leute zu finden, die ihn ergreifen wollen.
Für mich bleibt von der Angelegenheit nur ein schalter Nachgeschmack. Genützt hat die Aufregung letztlich niemandem, geschadet aber vielen.