Die miese Unterhaltung war schuld, dass die DDR unterging.
Diese großartige Studie behauptet also im Wesentlichen, dass es den Leute in der DDR 1989 gar nicht darum ging, ihr Leben selbst bestimmen und die Regierung ihres Landes tatsächlich wählen zu können. Vielmehr wollten sie nach Ansicht der Studienschreiber (oder auch nur des Schreibers des Artikels?) bloss gut unterhalten werden.
Ich erinnere mich, wie ich im November 1989 als Teenager im Krankenhaus lag und mangels großer Alternativen nicht viel anderes tun als fernsehen konnte. Da nun mal die Zeit war, die war, gab es auch allerlei politisches Programm, unter anderem Kabarett, und an eine Sequenz erinnere ich mich besonders: Einen Sketch, in dem ein westdeutscher Reporter eine "Rübergekommene" interviewt, wieso sie geflohen sei. Der Reporter versuchte in dem Sketch, dem Neuankömmling immer wieder in den Mund zu legen, dass sie wegen der Freiheit komme, diese aber wurde zusehends gereizter, weil sie ihm immer wieder erklärte, dass sie eigentlich nur einen "Fideorekorder" und allerlei anderen Schnickschnack haben wolle.
Hinter diesen beiden Aussagen aus Sketch und Studie steckt die Vorstellung, dass Menschen käuflich seien, dass die DDR hätte machen können, was sie wollte, wenn sie nur ihre Massen ordentlich mit Luxus abgefüttert hätte.
Dem kann ich aber nur teilweise zustimmen. Zweifellos hätte dies den Menschen, die sich in keiner Weise für politische Rechte interessieren, jeglichen Widerstand vermiest. Aber wir wissen aus der westdeutschen Vergangenheit, dass damit eben
nicht erreicht wird, dass alle Leute das Maul halten und das Regime stützen. Es gibt so etwas wie ein elementares Gerechtigkeitsempfinden bei den Menschen, das sie sich eben auch dann nicht abkaufen lassen, wenn sie reiche Bürgersöhne und -töchter sind, wie viele 68er.
Ich hoffe sehr, dass niemand dem Trugschluss aufsitzt, man bräuchte Demokratie und Rechtsstaat nicht, so lange man nur Bananen habe. Sollte so ein Jemand aus einem solchen Fehlschluss nämlich politische Handlungen ableiten, würde er meiner Ansicht nach rasch eines Besseren belehrt - und wahrscheinlich auf eine Weise, die schmerzhaft nicht nur für die betreffenden Handelnden wäre.