Marnems Sicht der Dinge schreibt etwas, das mir schon an vielen Menschen aufgefallen ist, die von ihrer Wahrnehmung des 11. September 2001 erzählen:
Ich konnte nicht weinen. Ich war entsetzt. Ich wusste, die Welt würde nun eine andere sein.
Wie gesagt, Marnem ist
nicht der Einzige mit solch einer Wahrnehmung, bei weitem nicht. Ich finde das höchst merkwürdig. Was war denn geschehen?
Ein paar Irre hatten Flugzeuge erobert und sie in ein paar Gebäude gestürzt, dabei sich selbst und die Leben von etwas mehr als 3.000 Artgenossen ausgelöscht und sich dabei möglicherweise eingebildet, sie hätten den Islam verstanden.
Ja, das ist tragisch und traurig, und ein Verbrechen.
Aber was bitte ist denn daran besonders? Habt ihr alle keine Menschheitsgeschichte gelesen? Habt ihr nicht begriffen, was das heisst,
"Welt-Krieg"?!? 3.000 Tote, ach Gottchen. Das schlürfen
all die
vergangenen (und teilweise
fast gegenwärtigen) Massenmörder dieser Welt zur Mittagspause. Und davon soll die Welt plötzlich eine andere sein?
Gut, das andere war ja alles nur Geschichte, das könnte schon recht abstrakt sein, und womöglich wurdet Ihr erst durch die Live-Fernsehbilder sensibilisiert, mag ja sein. Aber es ist ja nicht so, als sei seit dem die Zeit stehen geblieben!
Besitzt Ihr nicht genug Vorstellungskraft, Euch auch nur eine Sekunde lang auszumalen, was das
Tsunamibeben von 2004 mit seinen 230.000 Toten im Vergleich dazu unter unseren Artgenossen angerichtet hat?!? Was es heisst, wenn die amerikanischen Reaktionen auf jene ach so außergewöhnlichen Taten bereits zehnmal so viele Leute umgebracht haben (und das sind noch die
allerfreundlichsten Schätzungen)?
Für mich mutet dieses, man verzeihe mir die direkten Worte, Gefasel von den ach so außergewöhnlichen Anschlägen geradezu wie eine Verhöhnung all der anderen Toten an. Bitte, achtet die vielen anderen Opfer der Weltgeschichte etwas mehr. Setzt sie nicht durch unpassende Superlative herab. Sie haben wenigstens das verdient.