Immer wieder begegnet man im Netz Menschen, die Angst haben. Vor dem Islam zum Beispiel.
Die werden dann gerne (etymologisch korrekt, aber wenig hilfreich) als "islamophob" bezeichnet.
Ja, das stimmt schon. Das, was aus der "Warnung vor dem Islam" immer wieder hervorklingt, ist im Wesentlichen "Angst vor dem, der anders ist."
Aber: Wenn man das empfindet, sollte man ehrlich darüber sprechen und den Grund dafür finden, um damit umgehen zu können.
Die Welt ist heute nun mal klein geworden. Jeder kann jeden Punkt der Erde binnen weniger Tage, schlimmstenfalls Wochen, erreichen. Und binnen Minuten mit fast jedem Artgenossen auf diesem Planeten sprechen. Das wird man auch nicht zurück drehen. Panta Rhei. Das bedeutet auf lange Sicht (zwei, dreihundert Jahre) zwangsläufig, dass wir als Menschheit eine kulturelle, wirtschaftliche und politische Einheit finden werden. Die Anpassungsprozesse dahin erleben wir bereits. Das kann man nicht umdrehen oder verhindern, man kann es nur begreifen und mit gestalten.
Warum manche Moslems heute Terroristen werden, hat übrigens genau mit dieser Entwicklung zu tun: Die modernen Techniken, besonders das Internet und Mobiltelefone, bedrohen den altmodischen, konservativen Islam gewaltig, denn altertümliche Religionen sind in einer integrierten globalen postindustriellen Gesellschaft nicht mehr vermittelbar. Auf der anderen Seite gibt es einen erheblichen politischen Konflikt, der auch mit den Ölvorkommen in der zentralen Weltregion des Islam zu tun hat und der vielen dort das Gefühl geben muss, wehrlos übermächtigen zerstörerischen Kräften ausgesetzt zu sein. In so einer Stimmung wird man jede Veränderung, die man nicht selber wählt, als Bedrohung empfinden. Auch diese Leute haben Angst. Auch sie sollten sich fragen, warum und wie man mit dieser Angst konstruktiv umgehen sollte.
Und wir anderen sollten uns fragen, wie wir diese Angst entkräften können. Wie können wir dafür sorgen, dass in der sich entwickelnden Globalkultur niemand Angst haben muss?