Das wahre Problem des Klimawandels ist der steigende CO2-Anteil in der Atmosphäre. Das ist weitgehend erforscht und erzeugt bereits heute massive Probleme an vielen Orten auf der Welt, auch im deutschsprachigen Raum.
Zahlreiche Tierproduktionsgegner behaupten immer wieder, dass die Produktion von Fleisch unglaublich viel CO2 freisetze. Die Zahlen variieren und scheinen in den Debatten jedes Jahr weiter zu steigen, aber konstant bleibt, dass nach diesen Aussagen die Produktion von Fleisch sehr viel klimaschädlicher sei als viele andere Aktivitäten aufgrund dieses dabei emittierten CO2.
Aber das ist so natürlich Unsinn. Sicher, Heizungen von Ställen und Schlachthöfen, Melkmaschinen, Kühlhäuser und so weiter haben einen gewissen Energiebedarf, und der sorgt für eine gewisse Freisetzung von CO2, aber das ist ein relativ kleiner Teil und würde die Horrorrechnungen nie und nimmer rechtfertigen. Zudem sind das alles Dinge, die bei Umstellung der Industrie auf eine von fossilen Brennstoffen freie Energiewirtschaft (die sowieso nötig ist) automatisch mit dekarbonisiert würden und folglich dann auch kein Problem mehr darstellen würden.
Nein, bei diesen angeblich so gewaltigen Zahlen des „emittierten CO2“ geht es gar nicht um Kohlenstoffdioxid, sondern um das so genannte „CO2-Äquivalent“. Um das zu erklären, muss man ein wenig ausholen.
Es gibt andere das Klima beeinflussende Gase. Ein ganz wichtiges davon ist Methan, CH4. Wir kennen dieses Gas unter anderem als Erdgas. Es ist unbestreitbar sehr viel klimaaktiver als CO2. Wissenschaftler versuchen nun für manche Zwecke, die verschiedenen Gase miteinander zu verrechnen, damit man eine einzelne, leicht zu überblickende Kennzahl für alle Emissionen hat, und diese Kennzahl wird „CO2-Äquivalent“ genannt. In diesen Berechnungen wird Methan ein sehr hoher Wert zugerechnet, eben weil es derart klimaaktiv ist.
Methan ist nun zufällig ein Gas, das unter anderem beim Verrotten von Tierdung, aber auch bei bestimmten Verdauungsprozessen frei wird (Sie kennen das). Tiere produzieren als Teil ihres normalen Stoffwechsels Methan. Natürlich keine Unmengen, aber doch etwas. Und da es in der Berechnung des CO2-Äquivalents so stark gewichtet wird, kommen dann bei der Emissionsbetrachtung so gewaltige Werte an „CO2-Äquivalent“ heraus.
Da gibt es nur ein Problem: Das CO2-Äquivalent vereinfacht einen komplexen Zusammenhang so weit, das wichtige Informationen verloren gehen.
Methan ist nicht nur sehr klimaaktiv, sondern auch hochreaktiv. Es brennt und ist für andere chemische Prozesse anfällig, und es gibt sogar Lebensformen, die Methan verdauen können. In der Praxis unserer Atmosphäre bedeutet das, dass es nur etwa 10 Jahre überlebt, bevor es zu CO2 und Wasser oxidiert und folglich weit weniger klimaaktiv ist. Die Berechnungen vom CO2-Äquivalent versuchen dem Rechnung zu tragen, in dem sie die tatsächliche Klimawirkung des Gases rechnerisch reduzieren. Man mag über die Details dieser Verrechnung streiten, das ist aber im Zusammenhang mit der Tierproduktion überhaupt nicht wichtig.
Denn das eigentliche Problem ist, dass in der Debatte (nicht in der Wissenschaft, die natürlich alles weit differenzierter betrachtet) diese eine Kennziffer verwendet wird, um konkrete Handlungsschlussfolgerungen zu ziehen.
Schauen wir also genauer hin.
Methan ist zunächst mal Teil natürlicher Kreisläufe in der Erdatmosphäre. Die Freisetzung von Methan durch Kot und Verdauungsprozesse ist nicht auf Nutztiere beschränkt, und auch andere biologische Prozesse setzen dieses Gas frei, beispielsweise Moore und Sümpfe (dies ist ein Teil des Ursprungs der Mythen von Irrlichtern). Es überlebt in der Atmosphäre wie oben erklärt nur etwa 10 Jahre. Trotzdem hat der Methananteil an der Luft in den letzten Jahrhunderten unbestreitbar zugenommen. Wie kommt das?
Die drei wichtigsten Quellen für Methan (laut NASA) derzeit sind:
- Die Sümpfe, Moore und Feuchtgebiet der Welt, mit um die 22% der jährlichen Emissionen.
- Der Abbau fossiler Brennstoffe, mit um die 19% der jährlichen Emissionen.
- Die Verdauung pflanzlichen Materials durch Wiederkäuer und andere natürliche Methanemissionen durch Tiere, mit um die 16%. Dies schließt Wildtiere mit ein.
Der erste Punkt wäre theoretisch angreifbar, aber nur unter massivem Verlust an Biodoversität. Die Methanemissionen durch Trockenlegung der Sümpfe und Feuchtgebiete zu reduzieren ist daher sehr wahrscheinlich keine gute Idee. Man wird auch kaum glauben können, dass sich in den letzten Jahrhunderten Sümpfe und Feuchtgebiete auf der Welt ausgebreitet hätten – das Gegenteil ist der Fall.
Der dritte Punkt ist der, den Veganer so gern nennen. Nur hat die Population an Großsäugetieren in den letzten Jahrhunderten wahrscheinlich nur wenig zugenommen – zwar gibt es heute mehr Rinder, dafür gab es früher mehr Bisons, Elefanten, Giraffen, Nashörner und so weiter, die auch alle Methan freisetzen. Die Menge an Methan, das durch Lebensformen freigesetzt werden kann, ist durch die Tragfähigkeit der Biosphäre auch natürlich begrenzt – ab einem bestimmten Punkt wächst diese Methanfreisetzung also in keinem Fall. Und sobald die Methanfreisetzung aus dieser Quelle über zehn Jahre nicht mehr wächst, bildet sich ein stabiles Gleichgewicht aus Produktion und Abbau, womit das kein Problem für unser Klima mehr ist.
Nein, es ist vor allem der zweite Punkt, der (wieder einmal) das Problem ist: Fossile Brennstoffe, ihr Abbau und ihr Transport. Lassen wir uns davon nicht ablenken: Fossile Brennstoffe müssen in der Erde bleiben. Das ist das Problem, und die Konstruktion
des CO2-Äquivalents lenkt uns in der öffentlichen Debatte bedauerlicherweise davon ab.