Es gibt unter jenen, die sich mit dem Klimawandel beschäftigen, eine Gruppe, die man wohl "Doomer" nennen könnte. Leute, die zu dem Schluss gekommen sind, dass alles zu spät ist, dass wir den Kollaps unserer Zivilisation, manche sagen gar, das Ende unserer Spezies oder, noch übertriebener, allen Lebens auf der Erde, nicht mehr verhindern könnten.
Es erzeugt eine morbide Faszination, sich mit diesen Vorstellungen auseinander zu setzen. Alles endet? Sind dies die letzten Tage der größten menschlichen Zivilisation der Geschichte? Haben wir uns, unsere Kinder und unsere Enkel dem Untergang geweiht?
Aber ist es nicht auf der anderen Seite erstaunlich, dass es apokalyptische Prophezeiungen seit Anbeginn der Geschichte gibt? Und dass sie, im Großen und Ganzen, immer falsch lagen? Jedes einzelne mal?
"Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen", lautet ein altes Sprichwort, das wahlweise Niels Bohr, Mark Twain oder Karl Valentin zugeschrieben wird. Ständig passieren unvorhergesehene Sachen. Menschen erfinden neue Techniken, Politiker finden plötzlich den Mut zum Nötigen, Wirtschaftsbosse werden kollektiv einsichtig, der Markt nimmt unvorhergesehene Wendungen, und manchmal überrascht uns auch die Natur.
Wenn der Klimawandel so weiterläuft, werden wir wahrscheinlich ein Problem mit Trockenheit und dem Anstieg des Meeresspiegels bekommen, und mit der Ausbreitung von Wasserwüsten in den Ozeanen. In der Folge werden Hunderte von Millionen, vielleicht auch Milliarden von Menschen in kühlere Regionen ziehen müssen. Das ist eine Flüchtlingsbewegung, die es so noch nie in der Geschichte der Menschheit gegeben hat, und dies wird zwangläufig zu gewaltsamen Konflikten führen. Die Nahrungsmittelversorgung wird deutlich schwieriger werden, und vielleicht verhungern Milliarden Menschen auch einfach – mich eingeschlossen. Es wird wahrscheinlich wirklich hart in diesem und dem nächsten Jahrhundert.
Aber: Zugleich ist Solarenergie inzwischen die billigste Energieform auf der Welt, und Elektroautos werden immer besser, bis hin zu dem Punkt, dass sie wahrscheinlich Verbrenner in einigen Jahren in allem übertreffen werden, auch bei Ladegeschwindigkeit und Reichweite – die Technik könnte dem CO2-Ausstoß also ganz "organisch" ein Ende setzen. Und das Gros der Erwärmung scheint an den Polen stattzufinden, was zwar durch die Abnahme der Albedo dort ein sich selbst verstärkender Effekt ist, aber dennoch dem Klimawandel ein wenig seiner Spitze nehmen könnte, was die Äquatorialregionen angeht. In Kamerun ist es heutzutage im Sommer häufig weniger heiß als in Deutschland – es ist möglich, dass das so bleibt. Wir wissen es einfach nicht genau. Nahrungsmittelproduktion kann dank fortschreitender Erkenntnisse und technologischer Entwicklung auch klimaunabhängig stattfinden. Neue Techniken zur Meerwasserentsalzung können ohne schädliche Rückstände funktionieren. Und so weiter.
Wir hatten vor einigen Jahrzehnten Probleme mit saurem Regen und Waldsterben, mit dem Ozonloch und mit vergifteten Flüssen in Europa. Alle diese Probleme wurden gelöst. Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass das mit dem Klimawandel mittelfristig anders sein wird.
Nichts ist sicher, am allerwenigsten der Untergang. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass wenn überhaupt, dann nur sicher ist, dass die Menschen, die mächtigsten Wesen auf diesem Planeten, auf jeden Fall überleben und langfristig auch gedeihen werden.
Nur Mut, Artgenossen!