GURPS ist ein amerikanisches Rollenspielsystem, das ich vor der Entwicklung meines eigenen Systems,
Ephorân, oft verwendet habe. Derzeit benutze ich es wieder zur Vorbereitung meiner nächsten Kampagne. Und dabei fällt mir etwas sehr deutlich auf.
Ich scheue mich ein wenig, das zuzugeben, auch wenn es keine Schande ist: GURPS ist unter dem Strich weit besser. Es ist spielbarer auch in Details, weil es in machen Bereichen (zum Beispiel Panzerungen) intelligentere Skalen verwendet (so kann man in Ephorân Panzerungen, die übereinander getragen werden, nicht einfach addieren, weil die Schadens-Skala dafür nicht geeignet ist, in GURPS aber schon). Es gibt Sourcebooks zu so ziemlich jedem Thema, die exzellent recherchiert sind und damit jedes beliebige Genre in einer Stringenz unterstützen, die ich mir für die nichtexistenten Ephorân-Bücher wünschen würde.
In GURPS haben sehr viele schlaue Autoren viel Arbeit in vier Editionen gesteckt, die, anders als bei vielen Rollenspielen üblich, immer wieder mit naturwissenschaftlichen Grundlagen geerdet wurden. Es ist zu Recht
das Simulationsspiel auf dem Rollenspielmarkt schlechthin.
Nur: GURPS gibt es in der vierten Edition nicht auf deutsch. Mir ist das im Grunde egal, fließend Englisch zu beherrschen gehört sowieso zu meinem Job, aber es gibt viele Leute, für die das nicht gilt. Ephorân sollte diese Lücke im deutschen Sprachraum füllen, aber natürlich ist ein Spiel, das von einer Einzelperson entwickelt wurde und in seiner ersten Edition steht, einem von einer großen Gruppe regelrechter Experten in vier Edition weiterentwickelten Spiel in so ziemlich jedem Belang weit unterlegen. Um Ephorân so weiter zu entwickeln, dass es dagegen ankommt, wäre eine Investition von einigen hundertausend Euro, ein Kern exzellenter Autoren verschiedenster Fachrichtungen und einige Jahre Zeit erforderlich. Nichts davon habe ich oder wäre bereit, es zu investieren.
Heisst das nun, dass Ephorân nicht weiter entwickelt wird? Nein, das nicht. Es hat ja Eigenschaften, die es von GURPS abheben, wo es durchaus besser ist - die "Drüberwürfeln"-Mechanik mit Erfolgspunktesystem ist zum Beispiel weniger zufällig, und liefert mit weniger Aufwand interessante und dynamische Ergebnisse. Das Fertigkeitensystem ist intuitiver zu erfassen und erfordert praktisch kein Nachschlagen - etwas, das GURPS so nicht leistet. Und das Ephorân-Kampsystem kommt mit weniger Arten von Aktionen aus und lernt sich so wesentlich schneller. Dennoch - unter dem Strich bleibt GURPS so sehr besser, dass ich in einem Anflug von Spielerei das
SGR geschrieben habe, welches im Grunde ein Set an GURPS-Hausregeln ist, das einige Ephorân-Mechaniken nach GURPS portiert.
Nein, ich verwende es nicht in der kommenden Kampagne, weil fast alle Spieler neu in GURPS sind und ich ihnen das System so erstmal zeigen will.