Montag, 19. Dezember 2011
Hier versucht jemand verzweifelt, die Feststellung zu widerlegen, dass die Lebenserwartung von Geringverdienern sinkt. Ich habe dort folgenden Text als Kommentar hinterlassen wollen, der aber natürlich schlicht gelöscht wurde:
Ihr Artikel ist ein netter Spin, aber natürlich falsch. Die durchschnittliche Rentenbezugsdauer ist selbstverständlich in erster Näherung eine Angabe über die Lebenserwartung. Ihr Gegenargumente:
1. "Das ist aber keine Lebenserwartung. Das ist lediglich das Durchschnittsalter der männlichen Rentner (die Frauen haben die LINKEn außen vor gelassen), die nach einem Arbeitsleben mit mindestens 35 Versicherungsjahren (nur solche Männer stehen überhaupt in dieser Tabelle) im betreffenden Jahr verstorben sind, nachdem sie mindestens den 65sten Geburtstag noch erlebt hatten. Das ist zum einen eine ziemlich spezielle Gruppe. Für die Irrelevanz des Sterbealters noch wichtiger ist: Dies ist eine Gruppe von lauter Toten. Allein aus dem Todesalter von Verstorbenen lässt sich keine Lebenserwartung berechnen. [...]."
Diesen Kritikpunkt könnte man auch so zusammenfassen: "Da sind in einer bestimmten Gruppe mehr Leute früher gestorben, aber das heisst ja nicht, dass die auch kürzer leben!". Das finde ich ehrlich gesagt eher albern.
2. "Weil die Lebenserwartung für alle steigt, nimmt die Zahl der Rentner in jedem Alter zu."
Woher wollen Sie das wissen? Schließlich steht genau die gegenteilige Behauptung im Raum. Folglich können Sie nicht einfach die Verneinung der zu widerlegenden Behauptung als Prämisse Ihres Gegenargumentes verwenden.
"Die der jüngeren Alten, die knapp über 65 sind, wächst aber derzeit sehr viel stärker als die der älteren."
Das ist immer der Fall, weil immer ein paar der Leute, die knapp über 65 sind, sterben, und folglich immer weniger Leute z.B. 80 werden als z.B. 66.
"Denn seit einigen Jahren kommen die starken Jahrgänge der Babyboomer ins Rentenalter. Das führt mit mathematischer Zwangsläufigkeit dazu, dass das aus den DRV-Daten berechnete Sterbealter der Rentner sinkt, selbst wenn ihre Lebenserwartung in Wahrheit steigt."
Wenn das die Ursache wäre, müsste dieser Effekt über alle Einkommensdezile gleichermaßen auftreten. Tut er aber nicht - worüber Sie nonchalant hinweggehen. Das sind ja auch unwichtige Details, wenn man politisch Stimmung machen will, nicht wahr. 
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