Samstag, 26. März 2011
Schuldenbremse Geschrieben von Ingo
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09:45
Kommentare (0) Trackbacks (0) Schuldenbremse
Morgen stimmen wir in Hessen über eine Landesverfassungsänderung ab. Es geht um die Einführung einer Schuldenbremse. Viele linke Organisationen empfehlen, dagegen zu stimmen. Ich bin anderer Meinung und werde entsprechend abstimmen.
Zwar stimmt es, dass eine Schuldenbremse die Politik stärker festlegt, was die konkrete Politik angeht. Aber in einer Demokratie wird immer nur eine Legislaturperiode regiert - auch von denen, die wiedergewählt wrden. Das liegt in der Natur der Sache. Schulden aber legen alle nachfolgenden Regierungen ebenfalls fest und zwingend sie, einen Teil des Landeshaushalts für etas aufzuwenden, dass sie gar nicht beschlossen haben, und das sie womöglich auch niemals beschlossen hätten. Das halte ich auf Dauer für demokratieschädigend, denn eine Regierung muss die Politik machen können, für die sie gewählt wurde, nicht die, die ihr hinterlassen wurde. Ich weiss, ich weiss, Stichworte wie "Opportunitätskosten" oder "drohender Finanzierungsengpass bei öffentlichen Leistungen" werden als Gegenargumente gegen die Schuldenbremse genannt. Sie treffen auch zu - sind meines Erachtens aber nicht so schwerwiegend wie meine grundsätzlichen Erwägungen. Mit einer Schuldenbremse wird (langfristig, denn die weiteren rechtichen Voraussetzungen dazu müssen natürlich noch geschaffen werden - jedoch wird das unvermeidlicherweise geschehen) all das, was die Gesellschaft für finanzierenswert hält, direkt über "sofortige" (also zumindest einigermaßen zeitnah erhobene) Steuern bezahlt. Ausgabenkürzungen werden, nach einer Eingewöhnungsphase, nur da geschehen, wo sie später aus Schuldengründen nur noch härter eingesetzt würden. Ich bitte euch alle, sofern ihr in Hessen wählt: Bedenkt diese Argumente sorgfältig, bevor Ihr Euer Kreuz macht. Samstag, 19. März 2011
Lasst die Libyer allein! Geschrieben von Ingo
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08:37
Kommentare (0) Trackbacks (0) Lasst die Libyer allein!
Ich bin gegen eine ausländische Einmischung in Libyen. Warum?
Wann immer sich ausländische Mächte in einen Bürgerkrieg irgendwo eingemischt haben, kam nichts gutes dabei heraus. Gerade wir in Deutschland sollten das wissen, immerhin hat uns das mal 30 Jahre Barbarei beschert. Mir fällt kein historischer Fall einer Einmischung in einen Bürgerkrieg ein, der etwas gutes bewirkt hätte. Das ist auch logisch: Ein Bürgerkrieg, so schrecklich er ist, ist Ausdruck eines Konflikts innerhalb der betreffenden Gesellschaft, der so gelöst werden muss, dass alle Seiten das Ergebnis akzeptieren - sonst schwelt er nämlich zwangsläufig weiter. Nun ist eine militärische Auseinandersetzung das denkbar schlechteste Mittel dafür, und die "Akzeptanz" der einen Seite mag dadurch das zustimmende Schweigen der Toten sein, aber dies ist das Mittel, das beide Seiten (!) gewählt haben - weil es ihrer politischen Einstellung entspricht. Immerhin hätte es ja auch stattdessen einen libyschen Ghandi geben können, und sehr wahrscheinlich hätte das auch besser funktioniert als bewaffneter Widerstand. Aber die Akteure wollten lieber offene Gewalt. Das aber bedeutet, dass die Verlierer es irgendwann wieder versuchen würden, es sei denn, sie sind sich sicher, dass sie sowieso verlieren würden. Eine Einmischung von außen aber verhindert solche Sicherheit, weil "es ja nur der Westen war". Das ist nicht unser Kampf, sondern der der Libyer. Es ist richtig, sich da raus zu halten. Sonntag, 13. März 2011
Seefahrt ist Not Geschrieben von Ingo
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18:40
Kommentare (0) Trackbacks (0) Seefahrt ist Not
...schrieb einst ein norddeutscher Dichter als Titel seines Romans. Der Name dieses Poeten war Johann Wilhelm Kinau. Sein Künstlername aber lautete Gorch Fock. Er fiel später als einfacher Matrose in der Seeschlacht vom Skagerrack.
Nach ihm wurden zwei deutsche Segelschulschiffe benannt - das Schiff, auf dem auch ich damals als Kadett den obligatorischen Lehrgang absolvieren musste, erhielt seinen Namen von einem, das zwanzig Jahre vor der Taufe des heutigen Schiffes (das war 1958) bereits die Nazis in Dienst gestellt hatten. Der geneigte Leser mag sich erinnern, dass vor zwei Monaten allerlei Vorwürfe über unmenschliche Behandlung der Kadetten an Bord und schwerwiegende Sicherheitsprobleme die Runde machten, nach dem eine Kadettin aufs Deck gestürzt und gestorben war. Daraufhin gab es einen enormen Medienrummel, der Kommandant wurde mal eben vom Medienverteidigungsminister Guttenberg kalt gestellt, und eine Untersuchungskommission befasste sich mit den Vorwürfen. Dessen Bericht ist nun fertig gestellt. Ich habe diesen Bericht noch nicht im Netz gefunden; doch die Medien berichten (natürlich nur unter "ferner liefen", was sicher nicht nur mit den Ereignissen in Japan zu tun hat) darüber. Fazit: Alles halb so wild, dem Kommandant ist nichts vorzuwerfen, hie und da hätte man etwas besser machen können (und das stimmt natürlich immer). Außer Spesen also nichts gewesen. "Nichts" stimmt aber nicht. Der Kommandant wurde durch den Verteidigungsminister sehr ungerecht behandelt, und natürlich wird ihn das negativ beeinflusst haben. Vier Offizieranwärter werden wohl keine Offiziere werden, aufgrund "charakterlicher Nichteignung". Ein Lehrgang musste abgebrochen werden und fehlt den Kadetten nun in ihrer Ausbildung (aber nicht sehr). Und die deutsche Öffentlichkeit hatte immerhin etwas Gelegenheit, sich mal ordentlich aufzuregen - je nach persönlichem Meinungslager über die unmenschlichen Militaristen oder über die weinerliche Jugend von heute. Durch den Ministerwechsel wird es wohl aber nicht zu einem Abschneiden des alten Zopfes "Segelschulschiff" kommen. Das finde ich persönlich bedauerlich, einfach, weil das Schiff unnötigerweise Geld kostet, das anderswo besser verwendet wäre. Klar hat auch mich jener Lehrgang damals persönlich weiter gebracht, doch war ich immer schon überzeugt, dass das auch billiger gegangen wäre. Die ganze Affäre war ärgerlich und infantil; hätte sie zur Folge gehabt, dass Bundesmittel effizienter verwendet werden, in dem wir aufhören, Offizieranwärtern im 21. Jahrhunder das Segeln beizubringen (wovon die Gorch Fock nur der eine Teil ist; der Marineschule Mürwick ist ein echter Yachthafen beigeordnet), dann wäre sie wenigstens nicht völlig nutzlos gewesen. Dass Offizieranwärter heutzutage nichts mehr taugen, ist schon seit der Antike bekannt. Auch ich habe mir nicht verkneifen wollen, auf Facebook den einen oder anderen Witz über Leute zu reissen, die plötzlich merken, dass ihr Job auch mal gefährlich sein kann und dann einen Rückzieher machen wollen. Dass man die vier Kadetten aber gleich ihren Beruf nicht mehr ermöglicht, anstatt ihnen die Chance auf einen Lerneffekt zu geben, finde ich dann doch übertrieben, zumal der Marineoffizierberuf abseits der Romantik nicht besonders attraktiv ist und wir froh sein können, überhaupt Leute zu finden, die ihn ergreifen wollen. Für mich bleibt von der Angelegenheit nur ein schalter Nachgeschmack. Genützt hat die Aufregung letztlich niemandem, geschadet aber vielen. Samstag, 12. März 2011
Historische Ereignisse Geschrieben von Ingo
in Politik und Weltgeschehen um
14:35
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Dank eines Erdbebens, das etwas stärker war, als von den Baumeistern eines japanischen Atomkraftwerks eingeplant, ist dieser Tag ein "historischer Tag": Es passierte heute etwas, an das wir uns alle über die nächsten Jahrzehnte noch erinnern werden. Wir alle, nicht nur die von uns, die in Japan leben.
Fast immer sind solche Ereignisse etwas schlimmes. Das liegt natürlich in der Natur der Sache, denn wir merken uns am einfachsten große Veränderungen, und unser Universum ist unglücklicherweise so konfiguriert, dass zerstören immer viel einfacher und schneller geht als neues zu schaffen. Wenn man so durch die menschliche Geschichte blickt, gibt es kaum eine bahnbrechende Entwicklung, die sich auf einen einzelnen Tag eingrenzen lässt und zugleich positiv war - mir fällt nur eine einzige Ausnahme ein. (Ja, genau die. Das war Wahnsinn damals.) Heute war ein "gewöhnliches" historisches Ereignis: Menschen sterben, andere kämpfen tapfer und sterben etwas später, und alle leiden, die einen mehr, die anderen weniger. Mist. Mist, Mist, Mist, Mist. Freitag, 11. März 2011
Wie ich Deinen Vampir traf Geschrieben von Ingo
in Persönliches um
21:27
Kommentare (0) Trackbacks (0) Wie ich Deinen Vampir traf
Vor fast drei Jahren hatte ich das große Vergnügen, an einer inzwischen legendären Rollenspielrunde im fernen Köln teilzunehmen.
Damals war ich beruflich dort in der Region tätig, und diese Runde fand sich, wie sich Rollenspielrunden in fremden Städten finden, nämlich via Internet. Als Wochenpendler war ich froh um jeden Wochentagabend, den ich woanders als in meinem Hotelzimmer zubringen konnte, darum nahm ich, was auch immer sich anbot. In diesem Fall hatte ich mit den Mitspielern außerordentliches Glück. Michael, der Spielleiter, Martin und Martina (die zur weiteren Verwirrung auch noch verheiratet sind und den Nachnamen teilen), und natürlich Daniela sind mir seit dem echte Freunde geworden. Was sicher nicht nur damit zu tun hat, das sehr kurz nach jener ersten Rollenspielsitzung mit den vieren mein Leben eine völlig unerwartete Wendung nahm - nein, sie alle sind einfach prima Leute, jeder für sich und alle zusammen. Um so bedauerlicher, dass es uns ein wenig in fast alle Winde verstreut hat, die zwischen Köln, Kassel, Essen und Leipzig wehen. Aber so ist das Leben. Gespielt werden sollte Vampire the Masquerade - ein Rollenspielsystem, bei dem die Spieler Vampire verkörpern. Dieses Spiel hatte ich noch nie versucht, und war auch ein wenig skeptisch. Wie man sich auch als dem Rollenspielhobby fremder Mensch vielleicht denken kann, haben Vampire-Spieler einen etwas... seltsamen Ruf. Wenn man davon absieht, dass ich eine Stunde zu spät kam (was mich dann am darauffolgenden Wochende dazu brachte, ein Navigationssystem zu erstehen) war die erste Sitzung allerdings alles andere als seltsam. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge, und ich entschied mich, einen Ventrue zu spielen, eine Art Business-Vampir. Als Schauplatz unserer Erlebnisse im Nachtleben hatte Michael die schöne Stadt Bordeaux ausgesucht (auch wenn er den Pariser Stadtplan verwendete, was wir alle erst später bemerkten... es war auch nicht so wichtig), aber ich bastelte trotzdem einen Charakter, der zunächst eine Art Idee für einen Witz über die deutsche Geschichte war: Richard von Stern. Richard von Stern war einiges: Ehemaliger Ägyptologe und Kurator, zugewanderter Deutscher in Frankreich, Sohn jüdischer Eltern, Vampir... aber vor allem: Er trug als echter Ventrue ausschließlich Anzüge. Diese kategorische Erklärung von mir sorgte bei Michael, Martin und Martina für eine gewisse zusätzliche Heiterkeit in der ohnehin guten Stimmung jenes Abends. Im weiteren Spielverlauf improvisierte ich dem guten Richard noch allerlei andere Verhaltensmuster hinzu, die, wie ich meinte, zu ihm passen würden... und die fröhliche Heiterkeit nahm zu. Die eine oder andere für mich rätselhafte Anspielung fiel, aber das stand dem Spielvergnügen in keiner Weise im Weg. Auch wenn ich mich später schon mal fragte, was es denn nun mit dem von Michael erdachten "Doogie Houser Memorial Hospital" eigentlich auf sich hatte... ich spielte einfach mit, und wir hatten viele tolle Abende zusammen. Zeitsprung. Letzten Dezember nahte mein fünfunddreißigster Geburtstag. Aufgrund dieses und weiterer Umstände (von denen meine damals noch nur geplante, inzwischen eingetretene Selbsständigkeit nur einer ist) änderte ich meinen Kleidungsstil. Bis dato war die in diesen Zeiten allgegenwärtige Jeansuniform auch mein Erscheinungsbild gewesen, doch nun, da ich unzweifelhaft erwachsen (um nicht zu sagen: ein alter Mann ![]() Als ich nun das erste Mal die erste meiner (inzwischen endlich wieder daheim in Kassel stattfindenden) Rollenspielrunden hatte, bemerkte von allen Mitspielern der scharfsinnige Tarek hintergründig schmunzelnd, ob man mich denn von nun an Barney nennen solle. Ich verneinte und verstand nicht recht... wieso Barney? Und so klärte Tarek mich über die amerikanische Sitcom "How I Met Your Mother" auf, die ich bisher übersehen hatte. Es dauerte eine Weile, doch schliesslich schaute ich mir ein paar Folgen davon an. Die Serie ist wirklich großartig gelungen. Und einer der Protagonisten, Barney Stinson, der von Neil Patrick Harris gespielt wird (welcher früher als Doogie Houser brillierte), wies erstaunlich viele Eigenschaften des guten alten Richard von Stern auf! Und so dauerte es also fast drei Jahre, bis ich den einen oder anderen Witz verstand, der damals am Vampire-Spieltisch im Wohnzimmer in einer kleinen Wohnung in Köln gefallen war... aber lachen musste ich dennoch. Und wie ich dies so schreibe,kommt mir der Gedanke: So schön es ist, nicht mehr in Hotels zu übernachten, sondern im eigenen Heim: Diese Runde vermisse ich. Ich grüße Euch, Leute! |
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