Wenn die Klimakatastrophe kommt (und dank der Unentschlossenheit unserer Anführer, fossile Brennstoffe aus unserer Zivilisation zu verbannen, wird das wahrscheinlich geschehen), dann wird die Produktion von Nahrungsmitteln wahrscheinlich dramatisch schwieriger, auch in Deutschland. Veganer argumentieren gern, dass man spätestens dann ja auf vegane Ernährung umstellen müsse, weil das ja so viel effizienter sei und wir nur so alle Menschen am Leben halten könnten (in diesem Zusammenhang sei auf den
Artikel zum Sojairrtum hingewiesen).
Aber genau wie beim Soja ist das natürlich eine grobe Vereinfachung: „Futterpflanzen“ haben stets auch eine andere Funktion. Verschieden Teile der selben Pflanze werden von Tieren, andere von Menschen verspeist, und könnten wir die Reste nicht für die Tiere verwenden, fehlte uns diese Ernährungskomponente einfach. Die nicht für Menschen essbaren Pflanzenteile würden einfach verschwendet, und wir hätten schlicht weniger zu essen.
Doch es gibt noch eine weit dramatischere Komponente dieser Diskussion: Dünger.
Warum brauchen wir Dünger? Weil Böden, die vordringlich eine bestimmte Pflanzenart ernähren (wie im Ackerbau), den Boden auslaugen – besonders Stickstoffverbindungen und Phosphat müssen irgendwie wieder in den Boden. Und da bricht die ganze Rechnung der Veganer schon in sich zusammen, ohne dass wir überhaupt das Pflanzenresteproblem betrachten.
Denn etwa die Hälfte des Düngers auf der Welt stammt aus den Aftern von Nutztieren. Die andere Hälfte wird unter erheblichem Energieaufwand künstlich hergestellt, aber das verbraucht zumindest derzeit noch fossile Brennstoffe – was offensichtlich keine gute Idee ist, also auf keinen Fall ausgeweitet werden darf (im Gegenteil, das sollte idealerweise aufhören). Selbst wenn man dieses Erdgas künftig durch Erneuerbare ersetzten können sollte, wären das dann Energieumwandlungskapazitären, die eigentlich gebraucht werden, um fossile Brennstoffe anderswo zu ersetzen.
Nun wird derzeit oft mehr Dünger verwendet, als ökologisch vertretbar wäre – weil das den Ertrag steigert, und das Grundwasser ist denjenigen Landwirten, die das tun, einfach egal. Etwas Dünger kann und sollte man also einsparen, aber ganz sicher nicht 50%.
Veganer fangen, mit diesem Argument konfrontiert, gerne damit an, dass man ja „pflanzlichen Dünger“ verwenden könne. Das stimmt aber schlicht nicht, denn die Nährstoffkonzentration von Kompost insbesondere was Stickstoff und Phosphat angeht ist schlicht nicht hoch genug, und man kann den Acker ja nicht unter meterdicken Schichten von abgestorbenen Pflanzenresten ersticken und noch mit einer nennenswerten Ernte rechnen.
Übrigens wurde dieser Irrtum schon einmal begangen: Nämlich im Deutschland des Ersten Weltkrieges. Damals empfahlen Wissenschaftler, wegen des wegfallenden Futtermittelimports massenhaft Schweine zu schlachten, woraufhin in der Folge der Dünger knapp wurde. Das Ereignis ging als
Schweinemord in die Geschichte ein. Da durch die Kriegsbedingte Seeblockade außerdem die chemischen Rohstoffe zur Herstellung des erst kurz vor dem Krieg erfundenen Kunstdüngers fehlten, kam es so zu einer Hungersnot in Deutschland.
Wir sehen also: Die Behauptung der Veganer, eine rein pflanzliche Welternährung sei „effizienter“ oder zumindest „möglich“ ist im Grunde Quatsch. Vielmehr würde uns der Verzicht auf Nutztiere einer wesentlichen und ökologisch sinnvollen Quelle für Dünger berauben und so im schlimmsten Fall zu massenhaften Hungertoden, im besten zu verstärktem Klimawandel führen.