Donnerstag, 13. Mai 2021Eine Herde blökender Schafe
Dies ist eine wahre Begebenheit aus der Zeit, als dieses Blog abgeschaltet war - verfasst habe ich den Text tatsächlich am 01. April 2019, aber es ist kein Aprilscherz. Ihr werdet sehen.
Heute habe ich mich geweigert, wie sonst üblich um 05:15 Uhr zum Kunden zu fahren, um dann um 06:00 Uhr anzukommen. An sich mache ich das ganz gerne, weil ich dann schon um 15:00 Uhr Feierabend machen und trotzdem 8,5 Stunden abrechnen kann. Aber heute war ja der erste Werktag nach der Zeitumstellung, und meine innere Uhr findet diese idiotische Ausgeburt des 20. Jahrhunderts höchst unsympathisch. Nun, einer der Vorteile des Selbstständigendaseins ist ja, dass man seine Arbeitszeit selbst wählt, also dachte ich, pfeif drauf, und schlaf einfach so lange Du willst. Das war in diesem Fall bis 05:59 neuer Zeit, oder 04:59 alter (früher sagte man: normaler) Zeit. Leider fuhr ich damit um 06:21 los, und offenbar machen das doch erheblich mehr Menschen als eine Stunde früher. So auch ein Mercedesfahrer, der (womöglich durch Unausgeschlafenheit infolge des Wahnwitzes kollektiv falsch gestellter Uhren) direkt hinter der Abfahrt Melsungen auf der A7 einen Unfall mit einem Lkw verursachte. Jemand wurde laut Nachrichtenportalen leicht verletzt, und es entstand Sachschaden von etwa 25.000 Euro, heißt es. Also, direkter Sachschaden an den Fahrzeugen. Unglücklicherweise lief dabei eine beträchtliche Menge Hydrauliköl aus dem Lkw, welches aufwändig von der Fahrbahn entfernt werden musste – ein mehrstündiger Vorgang. Und so lange wurde die Fahrbahn voll gesperrt. Dass die A7 hinter Melsungen gesperrt war, hörte ich noch im Radio – aber dann würde der Verkehr ja sicher über Melsungen umgeleitet werden, dachte ich… und fuhr weiter auf der A7, anstatt die nächste Ausfahrt zu nehmen. Ich Narr! So begab es sich, dass mein gewöhnlich 45minütiges Pendeln zum Kunden heute auch nach zwei, dann drei, dann dreieinhalb Stunden nicht enden wollte und ich mich zudem nicht von der Stelle bewegte, wie auch elf Kilometer anderer Leute mit ihren Autos. Um 09:45 wurde es mir zu langweilig, und ich fuhr zehn Meter zwischen zwei LKW‘s auf den zumindest stellenweise freien Standstreifen und stellte meinen alten, tapferen, mit LKW-Kollisionsnarben geschmückten Prius dort ab, um zu Fuß zu sehen, was denn da los sei. Die Rettungsgasse darf man ja nicht entlang fahren, schließlich könnten die Einsatzkräfte sie brauchen. Hatten sie ja auch schon getan. Und so stapfte ich dann also los, vorbei an in den Straßengraben urinierenden LKW-Fahrern aus aller Herren Länder, an entspannt gackernden Hühnern im Viehtransport, an gelangweilten Pendlern wie mir und an Schildern, die mir in hoffnungsvollem Blau die Ausfahrt Melsungen ankündigten, erst in 1000, dann in 500, schließlich in 300 Metern… und dann war ich da und sah mit eigenen Augen, was die elf Kilometer Stau wirklich verursachte. Nichts! Die Ausfahrt war frei. Sicher, es standen ein paar LKW dort und versperrten vielleicht dem einen oder anderen PKW beidseits der Rettungsgasse die Sicht, aber dazwischen gab es Lücken, durch die ein normales Auto bequem durchgepasst hätte, um auf die Ausfahrt zu fahren und die gesperrte Strecke durch die Bundesstraße zu überbrücken. Und doch fuhr niemand. Stattdessen standen sie da und warteten auf die Aufhebung der Vollsperrung. Verwundert fragte ich einen Autofahrer, warum er denn nicht dort lang führe. Er wolle nicht nach Melsungen, sagte er. Aber dann könne man den Stau umfahren, wand ich ein. Er zuckte nur mit den Schultern. Ich gab nicht auf und fragte den nächsten – jetzt, nach so langem Warten, lohne sich das auch nicht mehr, meinte er. Ich verstand den Wink meines Spielleiters und gab es auf, die lethargischen, wahrscheinlich aufgrund der irrsinnigen geplanten Uhrenverwirrung unausgeschlafenen Zeitgenossen überzeugen zu wollen und machte mich zurück auf den 20minütigen Weg zu meinem Auto. Auf dem Rückweg jedoch fragten mich neugierige Leidensgenossen, was denn mit der Ausfahrt sei, und ich sagte es ihnen. Ich erwähnte auch, dass es möglicherweise sinnvoll sein könne, die Straßenmeisterei in Melsungen oder die Polizei zu informieren, denn auf die Rettungsgasse einfach so drauffahren konnte man ja nicht, aber wenn jemand den Verkehr lenken würde, wäre das etwas anderes. Einem gab ich schließlich auch die auf meinem Handy eruierte Nummer, die ich aber selbst erst anrufen wollte, wenn ich bei meinem Auto war. Als ich den etwas traurig dreinblickenden, einsamen Toyota dann erreichte, begann der Verkehr tatsächlich, sich zu bewegen! Hatte womöglich jemand die Ausfahrt doch zu benutzen beschlossen? Nein, dachte ich. Soviel Einfluss hat ein Einzelner nur selten, wahrscheinlich war einfach die Reinigung des Fahrbahnabschnitts abgeschlossen… aber egal, es ging weiter, ich befahl meinem Auto, Fahrt aufzunehmen, und erreichte nach wenigen Minuten wieder die Ausfahrt Melsungen… hinter der auf der Autobahn der Stau unvermindert stand, wie mir schien. Allein, jetzt fuhren alle über Melsungen ab… Ich erreichte den Kunden dann um 11:00 Uhr und konnte mit etwas Verlängerung und unter Verzicht auf eine Mittagspause doch immerhin noch 5 Stunden abrechnen… aber die fehlenden dreieinhalb Stundensätze hat mich eine blökende Herde Schafe gekostet. Schafe hinter dem Steuer. Donnerstag, 13. Mai 2021
Geschichten aus der Levante Geschrieben von Ingo
in Politik und Weltgeschehen um
19:42
Kommentare (0) Trackbacks (0) Geschichten aus der Levante
Ich habe eine relativ klare Meinung zu der Nahost-Frage. Ich weiß nur nicht, ob sie in eine der üblichen Schubladen passt.
Der Konflikt besteht ja im Grunde aus sich widersprechenden Erzählungen: Auf der einen Seite: "Wir würden gern in Frieden leben, aber die Palis lassen uns nicht!" und auf der anderen Seite "Die Israelis haben uns alles weggenommen, und nehmen uns immer mehr weg, wir wehren uns nur!" Ob eine oder beide Geschichten der "Wahrheit" entsprechen oder nicht ist völlig irrelevant. Beide Geschichten werden von so vielen Menschen geglaubt, dass daraus unweigerlich ein Konflikt entstehen muss. Und die Lösung ist folglich, dass ein Narrativ an die Stelle dieser beiden treten muss, das mit beiden Gruppen emotional resoniert, aber gleichzeitig beide Seiten auf die gleiche Seite stellt. Bedauerlicherweise ist eine Invasion von Außerirdischen in der Levante nicht zu erwarten, sonst wäre die Aufgabe einfach. Die Corona-Pandemie wäre so eine Gelegenheit gewesen. Leider hat der Staat Israel zwar in Ostjerusalem auch Araber geimpft, nicht jedoch am Westufer des Jordan oder im Gaza-Streifen. Dabei wäre das eine hervorragende Gelegenheit gewesen, zu zeigen, dass eigentlich alle Menschen auf der gleichen Seite stehen. Israels Militär ist notgedrungen eines der besten der Welt; die PR-Abteilung des Staates allerdings arbeitet einfach grottenschlecht. Und so lange sich das nicht ändert, wird der Konflikt ungelöst bleiben und immer wieder Menschenleben kosten. Mittwoch, 12. Mai 2021
Übrigens, Tschernobyl... Geschrieben von Ingo
in Wunderbare Wissenschaft um
23:57
Kommentare (0) Trackbacks (0) Übrigens, Tschernobyl...Mittwoch, 12. Mai 2021Long time no see
Ich hatte meinen Webserver vor fast genau drei Jahren abgeschaltet, um zunächst mal abzuwarten, wie sich die DSGVO auswirken würde – und dann vermisste ich ihn nicht. Nun ist er wieder da, denn ich plane, diesen Server demnächst für andere Dinge zu benutzen.
Bis zum Januar diesen Jahres war ich "selbstständiger IT-Berater", "IT-Freelancer" oder wie auch immer man das nennen will. Letzten Endes habe ich für (sehr) ordentliche Stundensätze IT-Arbeit in zeitlich begrenzten Projekten gemacht. Da sich meine familiäre Situation jedoch inzwischen deutlich geändert hat, passt so eine eine selbstständige Reisetätigkeit nicht mehr zu meinem Leben. Aber vor allem möchte ich nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, anderer Unternehmen IT-Probleme zu lösen. Derzeit bin ich der Betreuer meiner kleinen Töchter, denn die Kleine ist noch nicht alt genug für den Kindergarten, und die Große kann derzeit nicht, da wir eine Pandemie haben, und meine Frau hat einen Job gefunden, der ihr Freude macht. Nebenher mache ich, was ich schon seit Jahren mit Leidenschaft tue: Romane schreiben. Was es da so alles gibt, sei hier verlinkt: Meine Autorenseite. Der dritte Roman der Gleck-Reihe ist mittlerweile fast fertig und wird wohl im Juni erscheinen, wenn nichts dazwischen kommt. Danach plane ich, eine englischsprachige Reihe zu starten, einfach um zu sehen, wie das im Ganzen wohl wird. Auf diesem Webserver möchte ich einige Dinge bereitstellen, die zwar wahrscheinlich kaum jemand liest, die man als quasi hauptberuflicher Autor aber wohl haben sollte: Einen funktionierenden Newsletter-Abobutton, allgemeine Daten zu meiner Person und meinen Büchern, und was mir sonst noch so einfällt. Also dann, ich verbeuge mich: Ich bin auch hier wieder da. |
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